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Straßennamen in der Kritik

In Tübingen wird derzeit kontrovers über die Benennung von Straßen diskutiert, deren Namensgeber_innen umstritten sind – weil sie biografisch im Zusammenhang mit Antisemitismus oder Kolonialismus stehen, weil sie Mittäter oder Profiteure des NS-Regimes waren oder weil sie aus anderen Gründen heutigen gesellschaftlichen, ethischen oder politischen Maßstäben nicht mehr genügen. Sollen, dürfen solcherart belastete Personen heute noch mit einem Straßennamen geehrt werden? Sollen Straßen umbenannt, oder mit Erläuterungstafeln versehen werden?

Um zu einem sorgfältig begründeten Urteil zu kommen, hat der Tübinger Gemeinderat 2021 beschlossen, dass es eine vergleichende Gesamtschau dieser kritischen Straßennamen geben soll. Auf Grundlage einer geschichtswissenschaftlichen Prüfung der jeweiligen Biografien entwickelt eine siebenköpfige Expertenkommission Kriterien zur Bewertung der Fälle. Im Herbst 2022 soll dem Gemeinderat und den Ortschaftsräten eine Handlungsempfehlung der Kommission vorgelegt werden, die den politischen Gremien als Entscheidungshilfe dient.

Derzeit werden 14 Straßennamen genauer untersucht. Solange noch keine Kriterien und Forschungsergebnisse vorliegen, werden die betroffenen Straßennamen im Stadtbild gekennzeichnet, indem in die Pfosten der Straßenschilder symbolisch ein Knoten geknüpft wird. Der Knoten weist so prägnant darauf hin, dass hier etwas zur Diskussion steht und trägt die Diskussion in die Tübinger Öffentlichkeit. Über ein Online-Formular können Anwohner_innen und andere Interessierte auch Stellung zur Umbenennung beziehen.