29. September bis 8. Oktober 2023: Komponistinnen. Ein Tübinger Musikfest.
Tübingen widmet der Musik sowie den Lebens- und Schaffensumständen von Komponistinnen ein zehntägiges Musikfestival. Denn die musikalischen Werke von Frauen sind in den Programmen des klassischen Konzertbetriebs noch deutlich unterrepräsentiert. Der Schwerpunkt des Komponistinnen-Festivals liegt im 19. Jahrhundert. Im Mittelpunkt stehen die Tübinger Komponistin Josephine Lang und drei ihrer Zeitgenossinnen: Emilie Mayer, Luise Adolpha le Beau und Ethel Smyth.
Für die Konzeption und Organisation haben erneut die Akteure zusammengefunden, die bereits beim Bachfest 2018 gemeinsam gewirkt haben: Der städtische Fachbereich Kunst und Kultur, die Eberhard Karls Universität, die Hochschule für Kirchenmusik und das Kantorat der Stiftskirche Tübingen, vertreten durch Kulturmanager und Projektleiter Matthias Ehm, Universitätsmusikdirektor Philipp Amelung, den neuen Rektor der Kirchenmusikhochschule Thomas J. Mandl sowie Stiftskirchenkantor und Kirchenmusikdirektor Ingo Bredenbach. Neu im Team ist die Musikwissenschaftlerin Anna Magdalena Bredenbach, die ihre Expertise im Forschungsbereich „Musik und Gender“ einbringt. Sie ist Akademische Rätin an der Universität Erfurt und mit Beiträgen unter anderem an der Informationsplattform „Musik und Gender im Internet“ beteiligt.
Durch die Porträtierung von vier Komponistinnen, die im 19. Jahrhundert gelebt und gewirkt haben, lässt sich die für Frauen bedrückende Ausgangssituation zu Beginn des Jahrhunderts darstellen: eine Zeit, in der man es noch als Pflicht ansah, dem weiblichen Genie „die Flügel zu verschneiden“ (Karl Heinrich Heydenreich), und Musikerinnen wie Komponistinnen in ihrem Wirken nachhaltig behinderte. Der zeitliche Schwerpunkt ermöglicht aber auch die Beschreibung eines Aufbruchs am Ende des Jahrhunderts: Immer mehr Frauen und Komponistinnen waren nicht länger bereit, Diskriminierungen hinzunehmen, und machten sich auf, auch auf musikalischem Gebiet Gleichberechtigung einzufordern.
Josephine Lang wurde 1815 in München geboren, wuchs in einem musikalischen Haushalt auf und begann früh mit der Komposition von Kunstliedern. Felix Mendelssohn wurde auf die Begabung Langs aufmerksam und wollte sie zum Studieren nach Berlin einladen, was jedoch Langs Vater seiner Tochter untersagte. 1842 heiratete Lang den Tübinger Dichter und Rechtsgelehrten Christian Reinhold Köstlin und folgte ihm nach Tübingen. Doch das Glück währte nur kurz: Hohe familiäre Belastungen, die Krankheit und der frühe Tod Köstlins hielten Lang immer wieder vom Komponieren ab. Dennoch hinterließ sie, als sie 1880 in Tübingen starb, ein umfangreiches Werk, darunter über 300 Lieder, von denen die Hälfte bis heute unveröffentlicht ist.
Zu Ehren Josephine Langs soll als ein Höhepunkt des Festivals ein dreitägiger Gesangswettbewerb stattfinden. Insgesamt sind rund 50 Veranstaltungen geplant, hauptsächlich Konzerte mit lokalen und regionalen Musikerinnen, Musikern und Ensembles sowie hochkarätigen Gästen aus dem In- und Ausland. Hinzu kommen künstlerische und wissenschaftliche Begleitveranstaltungen, in denen auch die Frage diskutiert werden soll, wie weit die Chancengleichheit von Frauen im Musikbetrieb – nicht nur auf dem Gebiet der Komposition – bis heute gekommen ist. Auch in den Konzerten soll der Gegenwart Raum geboten werden: durch die Aufführung von Werken zeitgenössischer Komponistinnen, zusammen mit den Werken Langs, Mayers, le Beaus und Smyths.
Die Ausschreibung zum Liedwettbewerb wird im Oktober 2022 veröffentlicht, das Programm des Festivals im April 2023.
Weitere Informationen
www.tuebingen.de/ratsdokumente/vorlage/176/2021
Kontakt
Projektleiter Matthias Ehm
Telefon 07071 204-1341
E-Mail matthias.ehmtuebingen.de
Liedwettbewerb Daniela Debus
Telefon 07071 204-1241
E-Mail daniela.debustuebingen.de