Bierer-Straße
Ernst Wilhelm Bierer (1796-1876)
benannt 1912
Ernst Wilhelm Bierer war von 1823 bis 1858 Stadtschultheiß, das heißt Gemeindevorsteher von Tübingen. 1857 wurde er auch als Rechtskonsulent, also ehrenamtlicher Rechtsbeistand, bezeichnet. In einem Ratsprotokoll von 1825 – und damit als offizielle Äußerung dokumentiert – ist festgehalten, dass er sich antisemitisch äußerte.
Ebenfalls in Bierers Amtszeit klagte die Stadt um 1850 gegen Leopold Hirsch, der als Jude das Tübinger Bürgerrecht erwerben wollte. Die Verwaltung unter Bierer und der Gemeinderat wehrten sich in einem über mehr als vier Monate andauernden verwaltungsjuristischen Verfahren vergeblich gegen die Aufnahme Hirschs in die Bürgerschaft. Am 27. Juli hatte Leopold Hirsch beim Gemeinderat ein entsprechendes Gesuch eingereicht. Mit der Entscheidung der Regierung des Schwarzwaldkreises am 6. November 1850 war er der erste Jude, der das Tübinger Bürgerrecht erstritt.