Februar 2015: Feldpostbriefe
Im Schaukasten des Tübinger Stadtmuseums waren im Februar 2015 Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg und ein deutsch-französischer Sprachführer zu sehen. Er enthält vor allem Begriffe und Sätze, die im Kriegsgeschehen von Bedeutung waren.
Normalität im Kriegsalltag?
Der Erste Weltkrieg lässt an Trommelfeuer, Schützengräben und brutale Materialschlachten denken. Doch was machten die Soldaten, wenn sie sich nicht im Schützengraben befanden? War es überhaupt möglich, so etwas wie Normalität in den Kriegsalltag zu bringen?
Feldpostbriefe geben Einblicke in den Alltag der Soldaten
Die ausgestellten Briefe zeigen, dass die Soldaten nicht nur das Kriegsgeschehen thematisiert haben. Feldpostbriefe sind deshalb eine wichtige Quelle für den Alltag der Soldaten.
Briefe an die Front
Auch in den Briefen der zurückgelassenen Familien nimmt das alltägliche Leben – trotz der Sorge um den Sohn, Bruder oder Ehemann – einen hohen Stellenwert ein.
Briefe von Ernst Walker mit französischen Blindgängern
Der Soldat Ernst Walker aus Scharnhausen bei Stuttgart schickt seiner Familie Teile eines Artilleriegeschosses von französischen Blindgängern, so genannte Schrapnellringe, aus denen sich „wunderschöne Armspangen“ herstellen ließen. Er beschreibt auch die entspannte, beinahe heitere Stimmung im Ruhequartier. Briefpassagen dieser Art schrieben die Soldaten sicherlich nicht zuletzt mit der Absicht, ihre Familien in der Heimat zu beruhigen.
Briefe der Brüder Heinrich und Konrad Engel: in Gedanken bei der Familie
Die Brüder Heinrich und Konrad Engel thematisieren in ihren Briefen die Verpflegung mit Lebensmitteln und die Versorgung mit Wäsche. Außerdem berichten sie über Krankheiten und Impfungen sowie die Aussicht auf Urlaub und die Fahrt zu den Angehörigen in Altschmiedelfeld bei Sulzbach-Laufen.
Ihre Schilderungen lassen auch erkennen, welchen Aufgaben sie nachgingen, wenn sie nicht an den eigentlichen Kampfhandlungen beteiligt waren. Konrad Engel schildert beispielsweise seine Erfahrungen auf dem Wachposten.
Der Briefwechsel zwischen Konrad Engel und seiner Familie zeigt, dass er totz seiner Abwesenheit vom heimischen Hof mit seinen Gedanken bei der Familie ist. Er erkundigt sich regelmäßig nach den aktuellen Preisen für das Vieh, den Zwangsabgaben für die Versorgung des Heeres und der Ernte. Die Sorgen um die Landwirtschaft scheinen ihn auch an der Front nicht loszulassen.
Idee und Umsetzung
Die Vitrine haben die Studentinnen Madlen Bohnet und Ann-Katrin Fett im Rahmen eines Projektes im Studiengang Literatur- und Kulturtheorie der Universität Tübingen gestaltet.