Beschlagnahmeaktion „Entartete Kunst“
Im Bestand des Stadtmuseums befinden sich sieben Grafiken, die 1937 als „entartete Kunst“ beschlagnahmt wurden. Damals hatten die Nationalsozialisten moderne Gemälde, Grafiken und Plastiken sowie Werke jüdischer Künstler oder zu jüdischen Themen aus den öffentlichen Einrichtungen entfernt. Ein großer Teil sollte zur Devisenbeschaffung ins Ausland verkauft werden. Damit wurden vier Kunsthändler betraut: Hildebrand Gurlitt in München, Ferdinand Möller und Karl Buchholz in Berlin sowie Bernhard Alois Boehmer in Güstrow. Sie haben allerdings auch Werke zurückbehalten, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf den Kunstmarkt gelangten.
Die Werke – sechs Druckgrafiken von Georg Schrimpf, Lyonel Feininger, Max Pechstein und Oskar Kokoschka sowie eine Zeichnung von Emil Nolde – kamen aus dem Nachlass des Kunsthändlers Boehmer nach Tübingen. Dr. Andrea Richter hat die Museen, denen die Werke ursprünglich gehörten, über deren Verbleib informiert. Die Grafiken verbleiben im Tübinger Stadtmuseum, weil sie nach gültiger Rechtsprechung nicht zurückgefordert werden können.
Zur städtischen Sammlung gehörten Richters Recherchen zufolge zudem zwei weitere Grafiken von Otto Müller und Max Pechstein, die ebenfalls als „entartete Kunst“ beschlagnahmt worden waren. Sie wurden allerdings 2002 aus der Sammlung gestohlen.