Kinderexlibris jüdischer Herkunft
Aus dem Münchner Auktionshaus Dietrich Schneider-Henn hat das Stadtmuseum in den 1980er-Jahren diverse Exlibris angekauft. Dabei handelt es sich um in Bücher eingeklebte Zettel oder Stempel, die den Eigentümer kennzeichen. Einige der angekauften Exlibris verweisen auf jüdische Kinder.
Auf einem ist ein lachendes Kleinkind dargestellt, das mit Büchern, Destillierkolben und Mörser spielt. Die Beschriftung gibt Marco Birnholz als Besitzer an. Die Signatur mit dem Monogramm „SL“ verweist auf den Künstler, Professor Switbert Lobisser aus Klagenfurt.
Marco Birnholz (1885-1965) war Apotheker und selbst ein begeisterter Exlibris-Sammler und Förderer. Er wurde als Mordechai Birnholz 1885 in Galizien geboren und im jüdischen Glauben aufgezogen. Bereits in seiner Gymnasialzeit ließ er sich sein erstes Exlibris auf den Namen Moritz Birnholz anfertigen.
Er studierte Pharmazie und kämpfte im Ersten Weltkrieg. Während der Jahre in Wien ergingen von seiner Seite aus viele Aufträge an Exlibris-Künstler, vorwiegend mit Motiven zur Pharmazie und zum Judentum. 1932 besaß er bereits 120 Blätter auf seinen Namen, fünf Jahre später schon 237.
Marco Birnholz hat in den schwierigen 1930-er Jahren vielen Künstlern durch seine Aufträge geholfen. Seine Apotheke und sein Haus wurden ihm später enteignet und seine wertvolle Bibliothek samt der auf ca. 25.000 Blätter angewachsenen Exlibris-Sammlung „arisiert“. Diese Sammlung gelangte in die Nationalbibliothek in Wien.
1939 gelang Birnholz die Flucht in die USA, wo er in New York mit seiner Familie lebte. In den Nachkriegsjahren gelang es ihm nach einem langen Verfahren, seine Sammlung 1950 zurückzubekommen. Diese Restitution eines Kulturgutes ist eine der ersten gewesen, die von der Republik Österreich nach dem 1. Rückstellungsgesetz von 1946 durchgeführt wurde.