Hebräische Schreibmaschine
Das Stadtmuseum erhielt die Schreibmaschine von Dr. Matthias Morgenstern, Professor am Seminar für Religionswissenschaften und Judaistik an der Universität Tübingen, um deren Vorbesitzer zu ermitteln. Die Reiseschreibmaschine Typ Erika Nummer 5 der Firma Seidel und Naumann aus Dresden wurde laut Produktionsnummer im Jahr 1939 hergestellt. Die hebräische Tastatur macht sie in der Zeit des Nationalsozialismus zu einer großen Besonderheit.
Ein Verweis Morgensterns auf eine Korrespondenz zwischen dem damaligen Universitätsrektor und dem Mannheimer Polizeipräsidenten der „Verwertungsstelle für das Vermögen der ausgewiesenen Juden“ legte eine kritische Herkunft der Schreibmaschine nahe: Die Universität tat sich während des Nationalsozialismus durch ihre rassistischen und judenfeindlichen Forschungen hervor. Sie suchte für das entstehende Institutum Judaicum eine Schreibmaschine mit hebräischer Tastatur und bat die badische Polizeidienststelle, sich bei einem Fund zu melden. In einem Schreiben vom 22. Januar 1942 bot der Polizeipräsident dem Universitätsrektor eine Schreibmaschine für 231 Reichsmark an.
In Mannheim wohnten im Winter 1941/1942 nur noch wenige Juden. Erlasse nahmen den Juden das Letztverbliebene , unter anderem Bürogeräte. Das Generallandesarchiv in Karlsruhe ist im Besitz von rekonstruierten Akten und Wiedergutmachungsakten aus Nordbaden, in denen Schreibmaschinen aufgeführt sind. In den 40 Wiedergutmachungsakten werden vier Personen in Mannheim genannt, denen unrechtmäßig eine Schreibmaschine vom Typ Erika Nummer 5 abgenommen wurde und die diese wiedererlangen wollen. Die Schreibmaschine ist unter der Lost-Art-ID 585327 in der Datenbank für Raubgut aus dem Nationalsozialismus gemeldet. Weitere Informationen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt. Das Stadtmuseum freut sich über Hinweise.