Stadtmuseum Tübingen: Stofftaschentuch von Ludwig Uhland als Objekt des Monats Februar
Pressemitteilung vom 01.02.2012
Als Objekt des Monats Januar stellt das Stadtmuseum ein Stofftaschentuch von Ludwig Uhland (1787-1862) aus. Das Taschentuch ist ab dem heutigen Mittwoch, 1. Februar 2012 in der Vitrine neben der Eingangstür des Museums ausgestellt und kann auch von außen betrachtet werden.
Eine Urenkelin von Dr. Rudolph Landerer schenkte 2009 dem Stadtmuseum das Stofftaschentuch, das zuvor im Besitz ihres Urgroßvaters war. Dr. Landerer hatte das Taschentuch 1908 aus dem Besitz von Pfarrersfrau Julie Feuerlein übernommen. Julie Feuerlein war vermutlich die Tochter von Karl Mayer, eines Freundes von Uhland, ebenfalls Mitglied der Schwäbischen Dichterschule und mit der Familie Landerer befreundet. Auf der beiliegenden Visitenkarte von Julie Feuerlein ist zu lesen: "Das gebrauchte, versprochene Taschentuch aus Ludwig Uhlands Weißzeugkommode".
Das Taschentuch als alltäglicher Gebrauchsgegenstand hat eine lange Geschichte hinter sich. Noch bevor man in Europa überhaupt ein solches benutzte, fasste man sich mit Daumen und Zeigefinger an die Nase und wischte die Sekrete an der Kleidung ab. Ein spezielles Tüchlein für diesen Zweck wurde erst im 16. Jahrhundert erfunden. Das Stofftaschentuch diente früher einerseits als begehrtes Liebespfand, wer es annahm, drückte damit sein Treueversprechen aus. Andererseits diente es aber auch als Utensil der Distanzierung: Wurden Adlige von Untergebenen hofiert, hielten sie sich zum Schutz vor dem Mundgeruch des Bittstellers ein Tuch vor die Nase.
Ab dem 15. Jahrhundert brachten die Adligen bestickte Spitzentücher (Fazzoletti) als Accessoire gut sichtbar außen an der Kleidung an. Später versteckte man ein Einstecktuch in der Brusttasche eines Sakkos, was heute noch von Eleganz und Stilbewusstsein zeugt. Als mit der Erfindung des mechanischen Webstuhls um 1785 Tücher schneller und billiger hergestellt werden konnten, benutzten Bürger und Bauern oft bunt getüpfelte Tücher aus Baumwolle, vornehme Bürgerinnen und Bürger dagegen weißes Leinen. Zum alltäglichen Gebrauchsgegenstand avancierte das Taschentuch schließlich 1894 mit der Erfindung des Zellstofftuchs. Die ab 1929 produzierten, schnell entsorgbaren Tücher entwickelten sich bald zum ersten Markenartikel der Wegwerfgesellschaft.
Vor 150 Jahren starb Ludwig Uhland in seiner Heimatstadt Tübingen, in der er sehr verehrt wurde. Das Stadtmuseum Tübingen nimmt diesen Todestag zum Anlass, im Herbst 2012 die vielen Gesichter dieses berühmten Sohnes der Stadt in einer Sonderausstellung zu zeigen: zwischen romantischer Dichtung, politischer Prinzipientreue, Freiheitsliebe und wissenschaftlicher Genauigkeit, zwischen schwäbischer Bescheidenheit und Personenkult wechselt das Porträt dieser Jahrhundertpersönlichkeit.
Hinweis für die Presse: Ein Bild des Stofftaschentuchs finden Sie in Druckqualität im
Downloadbereich unter www.tuebingen.de/pressebilder.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen