Stadtarchiv schließt ab 19. März 2012 wegen Umzug
Pressemitteilung vom 09.03.2012
Die Sanierung des Tübinger Rathauses wirft ihre Schatten voraus: Das Stadtarchiv zieht in den kommenden Wochen aus dem vierten Stock des Rathauses am Markt in den sogenannten Rathausblock um. Das sind diejenigen Gebäude zwischen Haag- und Rathausgasse, in denen sich ebenfalls Räume der Stadtverwaltung befinden und die über einen Glassteg im ersten Stock vom Hauptgebäude aus erreichbar sind. Die umzugsbedingte Schließung des Archivs beginnt am Montag, 19. März 2012 und dauert voraussichtlich bis Ende Mai 2012.
Der frühzeitige Auszug aus dem sanierungsbedürftigen Rathaus hat einen gewichtigen Grund: Derzeit befinden sich ein großer Teil der Archivbibliothek auf dem Dachboden des historischen Fachwerkhauses. Experten gehen davon aus, dass die Last der Bücher viermal mehr wiegt als dem Gebäude eigentlich zuzumuten ist. Den Berechnungen zufolge wird die dringend notwendige Entlastung des Gebäudes zu Rissen in der Fassade führen. Diese Rissbildung kann sich über mehrere Monate hinziehen – geschlossen werden sollen die Risse dann im Zuge der Rathaussanierung, die im September 2012 beginnt.
Während der rund zehnwöchigen Schließung des Stadtarchivs müssen etwa 1.500 Regalmeter Bücher und Akten bewegt werden. Darunter sind auch diejenigen Unterlagen, welche die anderen Dienststellen in Vorbereitung auf den Umzug derzeit vermehrt ins Archiv abgeben. Der größte Teil der Bücher und Akten wandert in den kommenden Wochen von der Rathausbühne in den Rathausblock. Ein kleinerer Teil wird in ein Außenmagazin in der Südstadt gebracht.
Für das Stadtarchiv ist die neue Unterbringung nur ein Interim. Möglicherweise könnte der Tübinger Güterbahnhof in einigen Jahren als dauerhafter Wissensspeicher für den gesamten Bestand des Tübinger Stadtarchivs dienen, sofern das Gebäude erhalten und dessen Umbau finanziert werden kann. Für Stadtarchivar Udo Rauch ginge damit ein Traum in Erfüllung. „Unsere Bestände sind derzeit auf zehn Standorte im gesamten Stadtgebiet verstreut“, erläutert Udo Rauch. „Wenn wir alle 3.700 Regalmeter an Urkunden, Bänden und Akten an einem Ort versammelt hätten, könnten wir unseren Archivbenutzern einen hervorragenden Service bieten. Außerdem würden wir viel Zeit, Geld und CO2 sparen, wenn die ständigen Fahrten zwischen den Depots entfallen würden“, betont Rauch.
Auch während der zehnwöchigen Umzugszeit möchte Udo Rauch mit seinem Team einen – wenn auch eingeschränkten – Service aufrecht erhalten. Schriftliche Anfragen können wie bisher an die bekannten Adressen gerichtet werden (Stadtarchiv, Rathaus, Am Markt 1, 72070 Tübingen oder archiv@tuebingen.de). Der Archivar bittet jedoch um Geduld: „Es kann natürlich während der Umzugsphase vorkommen, dass sich die Antworten ein wenig verzögern“.
Der Rathausblock, in dem das Stadtarchiv in den nächsten Jahren untergebracht wird, ist historisch fast ebenso interessant wie das Rathaus selbst. Er gehörte der Familie Breuning, die hier im 15. und 16. Jahrhundert ansässig war. Der bekannte Vogt Konrad Breuning – dargestellt in der Rathausfassade - zählte zur politischen Führungsschicht in Tübingen. Sein Engagement für den Tübinger Vertrag von 1514, der Herzog Ulrichs Regierungsgewalt einschränkte, bezahlte er ein paar Jahre später mit Folter und Tod. Der Herzog ließ ihn 1517 auf dem Stuttgarter Marktplatz hinrichten.
Weiter Informationen: www.tuebingen.de/stadtarchiv
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen