„Nachhaltig und identitätsstiftend“ – städtebaulicher Wettbewerb Güterbahnhof Tübingen mit gutem Ergebnis
Pressemitteilung vom 19.03.2012
Die Flächen des ehemaligen Güterbahnhofs sind mit etwa 9 Hektar eines der größten und wichtigsten zentralen Entwicklungsgebiete der Universitätsstadt Tübingen. Die Grundstückseigentümer aurelis Real Estate und DB Services Immobilien beabsichtigen, in Abstimmung mit der Stadt Tübingen an dieser Stelle ein attraktives neues Stadtquartier zu entwickeln. Um hierfür ein qualitätsvolles und nachhaltiges Konzept zu finden, wurde im Oktober ein städtebaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb für einen knapp 7 Hektar umfassenden Teil des Areals ausgeschrieben. In seiner gestrigen Sitzung hat ein hochkarätig besetztes Preisgericht nun die Gewinner gekürt: Das überzeugendste Konzept kommt von der Arbeitsgemeinschaft ANP Architektur- und Planungsgesellschaft, Kassel, und GTL Gnüchtel Triebswetter Landschaftsarchitekten, Kassel. Alle Entwürfe sind in den kommenden zwei Wochen in Tübingen öffentlich ausgestellt.
Das Areal liegt südlich des Neckars in nur 500 Metern Entfernung vom Stadtzentrum. Hier soll künftig ein lebendiges, gemischt genutztes Stadtquartier entstehen. Dazu gehören hochwertige öffentliche Freiflächen sowie ein attraktives Fußwegenetz. Gesucht war für das Wettbewerbsgebiet ein städtebauliches und freiraumplanerisches Konzept. Themen wie Maßstäblichkeit und Flexibilität der Baustrukturen, die Möglichkeit zur kleinteiligen Entwicklung und Parzellierung sowie die Nachhaltigkeit der Entwicklung sollten hierbei ebenso im Vordergrund stehen wie Urbanität, zeitgemäße Wohn- und Arbeitsformen und die identitätsstiftende Qualität der öffentlichen Räume.
Auf den ersten Platz hob das Preisgericht den Entwurf der Arbeitsgemeinschaft ANP Architektur- und Planungsgesellschaft und GTL Gnüchtel Triebswetter Landschaftsarchitekten, beide aus Kassel. Das Konzept konnte vor allem wegen der Erweiterung der Eisenbahnstraße zu einem Quartiersboulevard überzeugen. Dadurch schließt das Wettbewerbsareal mit hoher Qualität an die Südstadt an. Es zeichnet sich außerdem durch eine gute Wirtschaftlichkeit und hohe Flexibilität aus. Größere Investoren wie auch Tübinger Bauherren wären gleichermaßen gut bedient. In dieser Struktur kann der alte Güterbahnhof hervorragend bestehen und könnte Aufgaben wie Café und Kindergarten beherbergen. Der öffentliche Platz an dieser Stelle im Süden der Halle wirkt wie eine Aufweitung des Boulevards Eisenbahnstraße – funktional und als das Quartier prägender Stadtraum.
An die zweite Position setzte das Preisgericht das gemeinsame Konzept von Steidle Architekten und vom Büro t17 Landschaftsarchitekten, beide aus München. Der Entwurf fügt sich sehr gut in die umgebenden städtebaulichen Strukturen ein. Dies geschieht insbesondere durch die Aufnahme vorhandener Straßenachsen sowie die Ausbildung stadtbildtypischer Strukturen und Blockgrößen. Die angebotenen städtisch ausgebildeten Gebäudekörper und -tiefen sind robust und flexibel ausgebildet, so dass verschiedene Wohnungstypen und Nutzungsmöglichkeiten innerhalb des Mischgebiets ermöglicht werden. Die Freiräume sind richtig gesetzt und gut proportioniert – der Platz am zukünftigen Bahnhof bildet das nördliche Entree zum Quartier. Insbesondere der Erhalt der Güterhalle ergänzt stimmig den angebotenen zentralen Quartiersplatz mit einer hohen Aufenthaltsqualität.
Statt der Vergabe eines dritten Preises beschloss das Preisgericht, an vier Arbeitsgemeinschaften eine Anerkennung auszusprechen:
- Erich W. Baier Architektur + Städtebau mit Alexander Over, Landschaftsarchitekt, beide München
- Wick + Partner Architekten Stadtplaner mit Lohrberg Stadtlandschaftsarchitektur, beide Stuttgart
- Ackermann & Raff, Tübingen mit Jörg Stötzer, Landschaftsarchitekt, Stuttgart
- Andreas Huhn Architekten, Tübingen mit Axel Klapka, Landschaftsarchitekt, Berlin
Boris Palmer, Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen ist mit dieser Entscheidung sehr zufrieden: „Der städtebauliche Wettbewerb macht die Tür weit auf für ein neues Quartier in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt. Jetzt haben wir beste Voraussetzungen um all das zu realisieren, was uns in Tübingen im Städtebau besonders wichtig ist.“ Baubürgermeister Cord Soehlke ergänzt: „Es hat sich auch hier gezeigt, dass eine frühzeitige Bürgerbeteiligung die beste Grundlage für ein städtebauliches Projekt schafft und ich danke allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit. Planer und Bürgerschaft haben nun die Aufgabe, gemeinsam ein Areal zu entwickeln, das allen Ansprüchen gerecht wird und zur bisherigen Tübinger Quartiersentwicklung passt.“
Thaddäus Zajac, Mitglied der Geschäftsführung von aurelis äußert sich ebenfalls sehr positiv über die Entscheidung des Preisgerichts: „Für uns als Eigentümer musste neben der städtebaulichen Qualität natürlich auch die Wirtschaftlichkeit des Gesamtprojekts berücksichtigt werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Entwurf von ANP und GTL eine hervorragende Grundlage für eine tragfähige Entwicklung dieses neuen Quartiers darstellt.“
Bernd Sahrbacher, Niederlassungsleiter der DB Services Immobilien in Karlsruhe ist vor allem von der vorgeschlagenen Vielfalt der Nutzungen im Siegerkonzept überzeugt: „Mit ehemaligen Bahnflächen in der Nähe des Stadtzentrums kann eigentlich gar nichts Besseres geschehen als eine solche Attraktivitätssteigerung für die Bewohner, die Nutzer aber auch für die Besucher.“
Preisgericht und Wettbewerb
Unter dem Vorsitz von Prof. Heinz Nagler, Architekt und Stadtplaner, Stuttgart/Cottbus, waren als Preisrichter u. a. tätig:
Susanne Burger, Landschaftsarchitektin, München
Prof. Susanne Dürr, Architektin, Karlsruhe
Alf Hoinkis, Architekt, DB S Imm, Karlsruhe
Boris Palmer, Oberbürgermeister, Universitätsstadt Tübingen
Dr. Elmar Schütz, Stadtplaner, aurelis, Frankfurt
Cord Soehlke, Baubürgermeister, Universitätsstadt Tübingen
Prof. Sophie Wolfrum, Stadtplanerin, München
Die Vorbereitung und Durchführung des Wettbewerbs lag in Händen des Mainzer Büros a:dk architekten datz kullmann. Sie erfolgte in enger Zusammenarbeit der Flächeneigentümer mit der Universitätsstadt Tübingen. Zudem wurde das Verfahren im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung durch einen sogenannten »Runden Tisch« begleitet, an dem u. a. Vertreter und Vertreterinnen des Ortsbeirates Südstadt, der Anwohnerinnen und Anwohner, von Bürgerinitiativen (BI Leben rund ums Depot und BI Südstadt), Vereinen, Handel- und Gewerbe sowie der Eberhardsgemeinde beteiligt waren.
Das Preisgeld für den ersten Platz beträgt 33.000 Euro und für den zweiten 17.000 Euro. Die Anerkennungen sind mit jeweils 5.000 Euro Preisgeld verbunden.
Hintergrund
Im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen zum Projekt hatte das Regierungspräsidium Tübingen die eigentlichen Güterbahnhofsgebäude in die Liste der Kulturdenkmale aufgenommen. Durch einen zwingenden Erhalt des Gebäudeensembles hätten sich die Flächen, die für eine Neubebauung zur Verfügung stehen würden, erheblich verringert. Die Eigentümer hatten daraufhin Zweifel an einer wirtschaftlich auskömmlichen Durchführbarkeit des Gesamtprojektes geltend gemacht.
Nach umfangreicher Diskussion in Politik und Öffentlichkeit konnten sich die Eigentümer und die Universitätsstadt Tübingen darauf einigen, dass das Gebäudeensemble oder Teile davon erhalten bleiben soll, wenn es sich städtebaulich und ökonomisch sinnvoll in ein Gesamtkonzept integrieren lässt. Die Klärung sollte über diesen städtebaulichen Wettbewerb erfolgen.
Weitere Bearbeitung
Die Auslober werden unter Würdigung der Preisgerichtsempfehlung einen oder mehrere der Preisträger mit der Ausarbeitung eines städtebaulichen Entwurfs als Master-, Rahmen- oder Entwicklungsplan als Grundlage für den Bebauungsplan sowie von Beiträgen an der Planung der öffentlichen Freiflächen beauftragen.
Ausstellung der eingereichten und prämierten Wettbewerbsarbeiten
Samstag, 17. März 2012, 14 bis 18 Uhr
Gebäude der Museumsgesellschaft, Wilhelmstraße 3, Silchersaal
Sonntag, 18. bis Freitag 23. März 2012, 10 bis 18 Uhr
Gebäude der Museumsgesellschaft, Wilhelmstraße 3, Silchersaal
Montag, 26. bis Freitag, 30. März 2012
Montag bis Donnerstag 8 bis 12 Uhr und 13 bis 17 Uhr, Freitag 8 bis 13 Uhr
Technisches Rathaus, Brunnenstraße 3, Foyer (barrierefreier Zugang)
Führungen nach Vereinbarung (Tel. 204-2561)
Öffentliche Führungen
Sonntag, 18. März 2012, 15 Uhr Baubürgermeister Cord Soehlke
Donnerstag, 22. März 2012, 19 Uhr Baubürgermeister Cord Soehlke
Freitag, 23. März 2012, 17.30 Uhr Tim von Winning, Leiter des FB Planen, Entwickeln, Liegenschaften
Weitere Informationen: www.tuebingen.de/gueterbahnhof
Bildmaterial zu den beiden ersten Preisen senden wir Ihnen gern zu: aurelis@sympra.de.
Über Tübingen
Die schwäbische Universitätsstadt mit ihren rund 89.000 Einwohnern und 26.000 Studierenden verbindet das Flair eines liebevoll restaurierten historischen Stadtkerns mit dem Lebensgefühl einer jungen Studentenmetropole. Klimaschutz und Bürgerengagement werden groß geschrieben in der Stadt der kurzen Wege. Für zukunftsweisende Stadtentwicklungsprojekte hat sie unter anderem den Europäischen Städtebaupreis gewonnen.
Über DB S Imm
DB Services Immobilien GmbH (DB S Imm) ist eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn AG und seit rund 15 Jahren das Immobiliendienstleistungsunternehmen für alle inländischen Immobilien des DB Konzerns. Das Unternehmen ist verantwortlich für die Vermarktung aller nicht betriebsnotwendigen Immobilien und für die Bewirtschaftung aller Liegenschaften des Konzerns mit Ausnahme der Bahnhöfe. Das betreute Gesamtportfolio beinhaltet sowohl Gewerbe-, Verwaltungs- und Industrieimmobilien als auch innerstädtische Entwicklungsflächen und Flächen in Mittel- und Unterzentren und im ländlichen Raum.
Über aurelis
aurelis verfügt deutschlandweit über ein umfassendes Portfolio an innenstadtnahen Flächen. Das Unternehmen entwickelt die Areale in Kooperation mit den Kommunen, bis Planungsrecht und Baureife bestehen, und veräußert sie anschließend. Darüber hinaus ist aurelis Eigentümer eines vielseitigen Angebots an Mietobjekten mit Potenzial – von Hallen über moderne Bürogebäude bis zu Freiflächen.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen