Staatssekretär Mentrup besuchte am 14. Juni bilinguales Tübinger Kinderhaus
Pressemitteilung vom 14.06.2012
Am Donnerstag, 14. Juni 2012 besuchte Dr. Frank Mentrup MdL, Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, das Tübinger Kinderhaus Französische Allee. Vor Ort machte er sich ein Bild über das bilinguale Konzept und die Arbeit nach der Immersionsmethode. Nach der Methode werden alle oder ein Teil der Aktivitäten im Kinderhaus nicht in der Erstsprache der Kinder, sondern von Muttersprachlern oder qualifiziertem Fachpersonal in einer Fremdsprache angeboten. Erster Bürgermeister Michael Lucke begleitete den Staatssekretär bei seinem Besuch. „Ich freue mich, dass sich Dr. Mentrup hier in Tübingen die vorbildliche Umsetzung einer international anerkannten Sprachmethode zeigen lässt und wir ihm das Konzept des Tübinger Kinderhauses vorstellen können“, sagte Lucke.
Nach der Begrüßung und einer Führung durch das Haus spielte Dr. Mentrup mit den Kindern und bekam dadurch einen Einblick, wie die Immersionsmethode im Kinderhaus umgesetzt wird. Anschließend tauschte sich der Staatssekretär in einer Gesprächsrunde mit Michael Lucke, Doris Speidel, der Leiterin des Kinderhauses, und Erzieherinnen über die Immersionsmethode aus und besprach offene Fragen.
Der erste Impuls für das bilinguale Konzept am Kinderhaus Französische Allee kam aus der Elternschaft. Dank des Engagements vor allem von Initiator Dr. André Zimmermann startete das Projekt 2006 zunächst für drei Jahre mit einem jährlichen städtischen Zuschuss von 10.000 Euro. Zusammen mit Spendengeldern konnten die in der Anfangsphase erforderlichen zusätzlichen Fachkräfte sowie die Schulungen der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderhauses bezahlt werden. In den ersten Jahren warb ein Förderverein um Sponsoren und englischsprachige Austauschstudenten brachten sich in die Arbeit im Kinderhaus ein. Die Vorgabe des städtischen Fachbereichs Familie, Schule, Sport und Soziales war, dass das Projekt nach drei Jahren kostenneutral arbeiten muss. Mittlerweile werden ausscheidende deutschsprachige Erziehungskräfte sukzessive durch englischsprachige Kräfte ersetzt. Das Projekt steht auf sprachlich und finanziell festem Boden und ist mittlerweile zum Normalbetrieb übergegangen.
Das Immersionsverfahren, auch als Sprachbad bezeichnet, setzt auf die frühe Förderung der Mehrsprachigkeit. Für das Kinderhaus bedeutet dies, dass alle oder ein Teil der Aktivitäten nicht in der Erstsprache der Kinder, sondern von Muttersprachlern oder qualifiziertem Fachpersonal in einer Fremdsprache angeboten werden. „Bei uns muss niemand Englisch sprechen, aber jeder kann einen Zugang bekommen“, erklärte Doris Speidel den Alltag. Zurzeit arbeiten fünf deutschsprachige und vier englischsprachige Fachkräfte in dem Kindergarten. Mehrere Räume zum Basteln, Vorlesen, Bauen oder Turnen, werden jeweils von einer wöchentlich wechselnden Person betreut. Somit haben alle Kinder die Gelegenheit, die im Haus angebotenen Aktivitäten in beiden Sprachen erleben zu können.
Bei den Interaktionen bleibt jedes Kind und jede Erzieherin bei der eigenen Muttersprache. Im Kinderhaus ist es normal, dass eine Erzieherin auf Englisch fragt und ein Kind auf Deutsch antwortet und umgekehrt. Dass auch englischsprachige Kinder die Einrichtung besuchen, ist für die Dynamik des Spracherwerbs hilfreich, da die Kinder vom Hören eines englischsprachigen Dialogs viel lernen. Auch Kinder mit Migrationshintergrund profitieren von der Immersionsmethode, denn hier haben sie Gleichstand mit ihren deutschsprachigen Freunden. Nachweislich müssen die Kinder nicht zuerst Deutsch beherrschen, um eine Fremdsprache lernen zu können.
Bislang konnten jedes Jahr zwölf Kinder aus dem Kinderhaus Französische Allee einen Platz in der bilingualen Klasse in der Tübinger Hügelschule bekommen. Der Schulversuch läuft im Sommer aus, doch Speidel ist zuversichtlich, dass das erfolgreiche Modell weitergeführt wird. Der Studiengang Europalehrer bereitet auf den Immersionsunterricht an Grundschulen vor, daher haben es Schulen einfacher, qualifiziertes Personal zu bekommen. Ein entsprechender Ausbildungsgang im Kindergartenbereich ist ein großes Anliegen der bilingualen Kindertageseinrichtungen.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen