Ausstellung zum Tübinger Vertrag braucht neues Konzept. Daniel Tyradellis übernimmt Auftrag in Dresden und sagt Tübingen ab
Pressemitteilung vom 11.12.2012
Die intensive Diskussion über eine von der Stadtverwaltung vorbereitete Ausstellung zum 500jährigen Jubiläum des Tübinger Vertrags hat eine neue Wendung genommen. Der Ausstellungsmacher Daniel Tyradellis steht als Kurator für eine Ausstellung in der Tübinger Kunsthalle nicht mehr zur Verfügung und nimmt einen alternativen Auftrag in Dresden an. Oberbürgermeister Boris Palmer bedauert dies: „Für Tübingen wäre eine Ausstellung von Daniel Tyradellis ein Gewinn gewesen. Leider ist es uns aber nicht gelungen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Die Entscheidung ist schade, aber verständlich.“
Obwohl die Zeit für die Vorbereitung einer anspruchsvollen Ausstellung damit sehr knapp wird, will die Verwaltung dem Gemeinderat in der Sitzung des 17. Dezember 2012 zwei Möglichkeiten darstellen, wie das Jubiläum des Tübinger Vertrags dennoch in einer Ausstellung gewürdigt werden kann. Dies könnte einerseits eine lokalhistorische Ausstellung im Tübinger Stadtmuseum sein. Andererseits hat die Kunsthalle Tübingen weiterhin Interesse an einer Ausstellung zum Tübinger Vertrag, die diesen durch Präsentation von Kunstobjekten und Dokumenten in einem größeren Zusammenhang in die Geistes- und Verfassungsgeschichte einordnet. Ob und wie sich das in den noch verbleibenden 18 Monaten Vorbereitungszeit bewältigen lässt, will Professor Götz Adriani dem Gremium in der Sitzung des Gemeinderats vortragen.
Oberbürgermeister Palmer hofft dabei auf klare Vorgaben aus dem Gemeinderat: „Mich haben zwei Aspekte der Diskussion über den Tübinger Vertrag überrascht: Die negative Wertung des Vertrags als Dokument der Unfreiheit und die Betonung der Kosten.“ Dass der Tübinger Vertrag ambivalent ist, steht fest. Dennoch ist er neben der Gründung der Universität das bedeutendste Ereignis der Stadtgeschichte. Das nicht zu würdigen hält Palmer weiterhin für falsch. „Ob uns das etwas wert sein soll, muss jetzt geklärt werden.“
Das bisher angedachte Budget von einer Million Euro sollte höchstens zu einem Drittel durch die Stadt finanziert werden. Ungewöhnlich viel Geld für Kunst, Kultur und Geschichte wäre das nicht. Vergleichbare Ereignisse werden vergleichbar gewürdigt. Zu 450 Jahren Heidelberger Katechismus veranstaltet die Stadt Heidelberg für 1,2 Millionen Euro drei Ausstellungen im Jahr 2014. Und sogar in Tübingen ist das völlig normal, findet Palmer: „Die Stadt zahlt für Ausstellungen in Stadtmuseum und Kunsthalle jedes Jahr rund eine Million Euro Zuschuss. Anders gesagt: Die Stadtkasse leistet sich jedes Jahr drei Ausstellungen zum Preis des Tübinger Vertrags, ohne dass dies Anstoß erregt.“
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen