Im Wennfelder Garten entsteht ein neues Quartier
Pressemitteilung vom 04.11.2013
Im Wennfelder Garten, am südlichen Stadtrand Tübingens, entsteht ein neues Wohnquartier für rund 500 Menschen. Es sind fast doppelt so viele Bewohnerinnen und Bewohner wie bisher, die dort in zwei Jahren ein neues Zuhause finden. Die schlecht isolierten Wohnblöcke aus den 1950er Jahren mit 144 Wohnungen wiesen große funktionale Mängel auf. Sie machen jetzt Platz für insgesamt 13 Mehrfamilienhäuser mit hohem Wohnkomfort, errichtet nach neuestem Energiestandard und mit einem Anschluss an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Tübingen. Es entsteht eine Mischung aus sozial geförderten und frei finanzierten Mietwohnungen sowie Eigentumswohnungen.
„Tübingen entwickelt sich nach innen – sozial ausgewogen, in Einklang mit der Bürgerschaft und zudem überaus klimafreundlich“, kommentiert Oberbürgermeister Boris Palmer die erfreuliche Entwicklung.
Die charakteristische grüne Siedlungsstruktur mit einem großen Teil des alten Baumbestands bleibt trotz der etwas dichteren Bebauung erhalten. Das war den Stadtplanern ebenso wichtig wie den Bewohnern und Nachbarn, die sich im Rahmen der Bürgerbeteiligung am Runden Tisch und bei mehreren Informationsveranstaltungen zu Wort gemeldet hatten. Die Verwaltung hat zu Beginn der Planungen vor drei Jahren eine Arbeitsgruppe eingerichtet mit Vertretern der Wohnungsbaugesellschaften, der Stadtverwaltung, der Caritas, der Kirchen und der Kinder- und Jugendhilfe.
Ihre Vorstellungen und Anregungen waren die Grundlage für eine Mehrfachbeauftragung. Das Ergebnis dieses Auswahlverfahrens war einstimmig: Die Jury aus Fachleuten, Mitgliedern des Gemeinderates und des Runden Tisches entschied sich für den Entwurf des Ulmer Büros Mühlich, Fink und Partner. Deren Entwurf bildet die Grundlage für den neuen Bebauungsplan, der seit Februar 2013 gültig ist. Ziel ist es, den Wennfelder Garten und das Französische Viertel besser als bisher miteinander zu verbinden. Dies soll erreicht werden durch die klare Fortführung der Zeilenbauweise aus dem Wennfelder Garten einerseits und der Aufnahme der baulichen Bezüge und der Wegeverbindungen aus dem Französischen Viertel andererseits.
Abriss und Neubau im Wennfelder Garten erfolgen in mehreren Phasen. Alle bisherigen Mieterinnen und Mieter, die das wünschen, bekamen in der Südstadt dauerhaft oder übergangsweise eine andere Wohnung. Sie haben nach Abschluss der Bauarbeiten die Chance, in ihr früheres Quartier zurückzuziehen. Als erstes baut jetzt die Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau (GWG), später folgen weitere Neubauten der GSW (Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau Baden-Württemberg, Sigmaringen).
Die GWG baut eine neue Wohnanlage mit insgesamt rund 4.500 Quadratmeter Wohnfläche. „Wir schaffen an dieser Stelle deutlich mehr Wohnraum, in unmittelbarer Nähe zum beliebten Französischen Viertel und zum Naherholungsgebiet Schindhau“, sagt Gerhard Breuninger, der Geschäftsführer der GWG. „Bislang waren es 26 Wohnungen. Bald werden es 64 sein, darunter 23 geförderte Sozialwohnungen, für die es in Tübingen eine lange Warteliste gibt.“
Schon seit einiger Zeit engagiert sich die GWG dafür, das Angebot an Sozialwohnungen zu erhöhen. Fast überall in Deutschland ist der Bestand stark zurückgegangen, Tübingen stellt sich diesem bundesweiten Trend entgegen. Für Breuninger ist es eine ideale Lösung, an einem solchen Standort den sozialen Wohnungsbau mit Eigentumswohnungen zu bündeln: „So erreichen wir eine gute soziale Durchmischung.“
Jeweils zwei bis vier Zimmer groß werden die 64 Wohnungen, 56 bis 104 Quadratmeter Fläche sind es pro Einheit. Der Energiebedarf fällt gering aus: Die Gebäude werden alle Standards erfüllen, um als KfW-Effizienzhaus 55 eingestuft zu werden. Diese Kategorie, die sich nach der Energieeinsparverordnung 2009 (EnEV 2009) richtet, bedeutet: Der Energiebedarf solcher Gebäude ist um 45 Prozent besser als der eines vergleichbaren Referenzgebäudes. Um so gute Werte zu erzielen, erhalten die Fenster eine Dreifach-Isolierverglasung. Fassaden, Bodenplatten und Dächer werden fachgerecht gedämmt, außerdem lässt die GWG eine zentrale Lüftungsanlage einbauen. Der Primärenergiebedarf des Gebäudes pro Jahr liegt dann bei 29 kWh (m² a). Würde man mit Heizöl heizen, bräuchte man 2,9 Liter Heizöl je Quadratmeter und Jahr. Tatsächlich wird die ganze Anlage ans Fernwärme-Netz der Stadtwerke Tübingen angeschlossen.
Gebaut wird auch eine Tiefgarage mit 58 Plätzen, sechs weitere Stellplätze auf dem Gelände kommen hinzu. Im Innenhof der Anlage richtet die GWG Fahrradabstellplätze ein, außerdem sind dort Spielbereiche geplant. Rund 14 Millionen Euro investiert die GWG für das Projekt. Die Sozialwohnungen sind zum Teil finanziert mit Mitteln aus dem Landeswohnraum-Förderprogramm. Im Herbst 2015 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Dann können die neuen Mieter und Eigentümer einziehen.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen