Ab 30. Mai 2013 geöffnet: Das Hesse-Kabinett in Tübingen
Pressemitteilung vom 29.05.2013
In einem Teil der Räume des Antiquariates Heckenhauer am Tübinger Holzmarkt ist ein neuer literarischer Gedenkort für Hermann Hesse entstanden. Das kleine Kabinett im ersten Stock des Hauses birgt eine Ausstellung mit Dokumenten und Reproduktionen, die über Leben und Werk des Dichters, Nobelpreisträgers und meistgelesenen deutschsprachigen Autors des 20. Jahrhunderts Auskunft geben. Für die Öffentlichkeit ist das Hesse-Kabinett erstmals am Donnerstag, 30. Mai 2013 zugänglich. An diesem Feiertag sind die Räumlichkeiten ausnahmsweise von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Anschließend stehen diese den Besuchern immer freitags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt zur Verfügung. Der Antiquariatsbetrieb in direkter Nachbarschaft ist weiterhin geöffnet.
Gemütliche Sessel stehen zwischen alten Buchregalen und einer denkmalgeschützten schmiedeisernen Wendeltreppe aus Hesses Zeit. Etwa zehn Menschen finden bequem Platz im Hesse-Kabinett. „Unser Ziel war es, einen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen, der die Beschäftigung mit Literatur und Büchern ermöglicht und den Besucher einlädt, sich Zeit zum Schmökern zu lassen“, sagt Kulturamtsleiterin Daniela Rathe, die den Umbau und die Einrichtung federführend begleitet hat.
Das Haus Lange Gasse 2 mit dem über 185 Jahre altem Antiquariat liegt mitten in der Tübinger Altstadt und ist über den Holzmarkt zu erreichen. Im ersten Stock befindet sich das Hesse-Kabinett. Das 500 Jahre alte Haus ist ein eingetragenes Kulturdenkmal, das seit fast genauso langer Zeit mit Buch-Kultur und Literatur in Verbindung gebracht werden kann. Bereits 1596 richtete Erhard Cellius, Professor für lateinische Sprache und Dichtkunst, eine Druckwerkstatt im Haus ein. Im Zeitraum von 1600 bis 1625 erschienen bei Cellius 339 Druckwerke, zwei Drittel der gesamten Tübinger Buchproduktion dieser Zeit. 1823 eröffnet Johann Immanuel Heckenhauer ein Antiquariat im Haus, das bis heute besteht.
Zwei bedeutende Literaten haben in den Räumen des Antiquariats, das in einigen Teilen seit 1880 nicht verändert wurde, ihre Buchhändler-Lehre absolviert: der Nobelpreisträger Hermann Hesse und der Schriftsteller und Gründer der Stuttgarter Zeitung, Josef Eberle aus Rottenburg. Hesse verbrachte prägende Jahre in Tübingen. 1895 kam er als Buchhändlerlehrling in die Buchhandlung. „Erinnerungen an Tübingen sind mir immer willkommen“ meinte er später einmal. Die Zeit in der Universitätsstadt gilt heute als entscheidend für Hesses schriftstellerische Entwicklung und die Identitätsfindung des jungen Mannes.
„Das Einzigartige dieser Räumlichkeiten ist, dass sie bis heute die Atmosphäre dieser Zeit wiedergeben und sich in fast unverändertem Zustand befinden“, sagt Daniela Rathe. „Die besonderen Attraktionen sind das über 150 Jahre alte Bücherlager und die genauso alte Wendeltreppe.“
Der Inhaber des Antiquariats Heckenhauer, Roger Sonnewald, sowie der Bauträger, die Pro Casa GmbH aus Esslingen, traten 2011 an die Universitätsstadt heran, um den Kauf einer Teilfläche im ersten Obergeschoss anzubieten. Da Tübingen über eine lange literarische Tradition verfügt und sehr viele Menschen schon jetzt das Antiquariat aufgrund der Verbindung zu Hermann Hesse aufsuchen, sah sich die Kulturverwaltung in der Pflicht, diesen einmaligen kulturhistorischen Gedenkort für Tübingen zu erhalten.
Nur mit Hilfe von vielen Unterstützern und Partnern konnte die Errichtung des Hesse-Kabinetts ermöglicht werden. An der Gesamtsumme von 254.000 Euro beteiligte sich als Hauptsponsor die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. Weiterhin konnten die Kreissparkasse Tübingen, die Denkmalstiftung Baden-Württemberg, die Stadtwerke Tübingen, die Aicheler und Braun GmbH, die Firma Zeutschel GmbH, der Verein der Freunde der Tübinger Kultur e.V, der Rotary Club Reutlingen-Tübingen Süd, die Arbeitsstätte für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten (Marbach am Neckar), die Hermann-Gundert-Gesellschaft sowie viele private Spender, die nicht genannt werden wollen, gewonnen werden.
Hinweis für die Presse: Bildmaterial finden Sie unter www.tuebingen.de/pressebilder
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen