Austausch
Im Juli 2010 stattete Oberbürgermeister Boris Palmer Moshi mit einer kleinen Delegation einen ersten offiziellen Besuch ab, der einer persönlichen Kontaktaufnahme diente und bei dem erste mögliche Bereiche partnerschaftlicher Kooperation erörtert wurden.
Ein Jahr später, im Juli 2011, kam zum ersten Mal eine offizielle Delegation aus Moshi nach Tübingen zu Besuch. Die siebenköpfige Delegation bestand aus Vertreterinnen und Vertretern von Politik, Verwaltung und des örtlichen Krankenhauses („Kilimanjaro Christian Medical Centre“). Auch hier standen der persönliche Kontakt und die Erörterung möglicher Kooperationsbereiche im Mittelpunkt. Dazu besuchte die afrikanische Delegation unter anderem die Universität sowie das Universitätsklinikum Tübingen. Außerdem fanden Fachgespräche zum Thema Klimaschutz und Abfallwirtschaft statt.
Im Zuge dieses Besuches freute sich Oberbürgermeister Boris Palmer, dass man über gemeinsame Ziele der Partnerschaft einig sei. Moshis Bürgermeister Raphael Japhary Michael betonte zudem, dass beide Städte, trotz ihrer Unterschiede, viel voneinander lernen können. Besonders das Thema Klimaschutz ist ein großes Anliegen. Moshi liegt am Fuße des Kilimandscharos, dem höchsten Bergmassiv Afrikas und bekommt die Auswirkungen der Klimaänderung deutlich zu spüren, denn der Gletscher auf dem Kilimandscharo wird seit Jahren immer kleiner. Rund ein Drittel der Bevölkerung von Moshi ist jedoch direkt vom Kilimandscharo abhängig, vor allem durch den Tourismus, erklärt die mitgereiste Verwaltungsdirektorin Bernadette Acquilin Kinabo. Der Erfahrungsaustausch beider Städte soll nicht nur dazu dienen, verschiedene Möglichkeiten des Klimaschutzes und der Klimawandelanpassung kennenzulernen, sondern auch die Menschen in Tübingen stärker auf die Problematik und die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam zu machen, so Kinabo.
Absichtserklärung über Städtepartnerschaft
Pilotkommunen
Moshi und Tübingen nehmen als Pilotkommunen teil am Projekt „50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ (durchgeführt von ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH / Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V. (LAG 21 NRW) und finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)). Innerhalb dieses Projekts gab es im November 2011 und im April 2012 je einen Besuch einer zweiköpfigen Expertendelegation in Moshi sowie in Tübingen. Ziel dieser Klimapartnerschaft ist es, konkrete Projekte im Klimaschutz oder zur Klimawandelanpassung zu identifizieren und diese in den nächsten Jahren gemeinsam umzusetzen.
Weitere Informationen
- Internetauftritt Servicestelle Kommunen in der einen Welt (SKEW)
- Klimapartnerschaftsflyer Tübingen - Moshi
Kontakte nehmen zu
Über das Thema Klimaschutz hinaus bestehen neben den Verbindungen zwischen den Verwaltungen aber auch erste Kontakte zwischen verschiedenen Einrichtungen der Zivilgesellschaft (zum Beispiel in den Themenfeldern Menschen mit Behinderungen, Kultur, Medizin). In Tübingen wird die Stadt begleitet von einem Arbeitskreis engagierter Bürgerinnen und Bürger. Auch das 2012 entstandene Tübinger Afrika-Forum, eine Plattform für alle Akteure, die einen Bezug zu Afrika haben und an Vernetzung interessiert sind, begleitet die sich anbahnende Partnerschaft.
Weitere Informationen
Fairer Handel und Kompostierungsanlage
Ein Bereich des Austauschs ist der Faire Handel. Erstes konkretes Austauschprojekt: Nach längeren Vorbereitungen wird ab September 2012 unter dem Namen „Der Moshi“ ein erstes Kontingent fair gehandelten Bio-Kaffees von den Hängen des Kilimanjaro in Tübingen angeboten. Produziert wird er von kleinbäuerlichen Betrieben, die in der Kilimanjaro Native Cooperative Union (KNCU) zusammengeschlossen sind, einer Genossenschaft, die rund 150.000 Kleinbauern in der Region vertritt.
Ende 2020 ging in Moshi eine Kompostierungsanlage in Betrieb. Sie verarbeitet den organischen Abfall von zwei großen Märkten in der Innenstadt zu hochwertigem Kompost, der an lokale Farmer und Blumenbauer verkauft wird. Das zentrale Projekt der Klimapartnerschaft wurde größtenteils von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) gefördert. Weitere Projekte sind geplant.