Fürststraße
Ernst von Fürst (erste Hälfte des 16. Jahrhunderts)
benannt 1945
Ernst von Fürst entstammte einer in Tübingen ansässigen, angesehenen Gutsherren- und Ritterfamilie. Als Burgvogt von Hohentübingen und Heerführer beteiligte er sich 1514 unter dem Befehl von Herzog Ulrich von Württemberg aktiv an der Niederschlagung des sogenannten Armen Konrads, eines vor allem von Bürgern der württembergischen Landstädte getragenen Aufstands. Beim militärischen Einsatz im Remstal soll Ernst von Fürst durch besonders brutale Vergeltungsmaßnahmen in Erscheinung getreten sein.
Dieser Vorwurf stützt sich insbesondere auf eine Darstellung aus dem Jahr 1841. Diese Darstellung ergreift deutlich Partei gegen Herzog Ulrich und seine Entourage, wobei eine klare Trennlinie zwischen Sachurteil und wertender Stellungnahme kaum erkennbar wird. Herzog Ulrich wird in dieser Darstellung eindeutig als Verantwortlicher für die Gewaltexzesse der „Kriegsknechte“ benannt. Jenseits davon bleiben Handlungszusammenhänge und individuelle Verfehlungen unklar.
Der Straßenname wurde zusammen mit anderen im August 1945 durch eine Verfügung des damaligen Tübinger Oberbürgermeisters Viktor Renner vergeben. Damit wollte er „das Andenken berühmter, um die Stadt Tübingen besonders verdienter Männer festhalten, beziehungsweise wieder auffrischen“. Im Gegensatz zu anderen Umbenennungen dieser Zeit ersetzte die Fürststraße die vormalige Steinlachstraße und insofern keinen Namen, der aufgrund eines Bezugs zu Nationalsozialismus oder Militarismus untragbar geworden war. Eine Fürststraße hatte es von 1875 bis 1936 schon einmal am westlichen Ufer der Steinlach gegeben.