Aufgeklärte Provenienzen
Bei insgesamt 16 Werken gab ein Stempel des vorherigen Besitzers oder eine Widmung des Künstlers Aufschluss über die Herkunft eines Kunstwerks. Zwölf Grafiken, die in den 1950er-Jahren in die städtische Sammlung kamen, sind mit dem Stempel der Vorbesitzer markiert. Sie stammen aus den Sammlungen von Fürst Liechtenstein (Vaduz), von Baron Adalbert von Lanna (Prag), von Dr. Julius Baum (Stuttgart), von C. Hitzeroth (Marburg) und von Dr. Heinrich Stinnes (Köln). Sieben davon können als unbedenklich gelten.
Bei vier Grafiken ließ eine Widmung auf den Vorbesitzer schließen. Dazu gehören eine Grafik von Oskar Kokoschka aus der Sammlung von Dr. Hans Posse und eine Grafik von Ernst Ludwig Kirchner aus der Sammlung Dr. Frédéric Bauer. Beide Werke können als unbedenklich gelten. Drei weitere Grafiken Kirchners sind mit dem Nachlassstempel Kirchners versehen. Auch deren Provenienz ist verdachtsfrei, da sie nachweislich direkt aus dem Nachlass Kirchners stammen.
Diverse weitere Provenienzen konnten nur mithilfe des Wissens um die Einlieferer im Kunstkabinett Ketterer aufgeklärt werden. Dr. Wolfgang Henze, der Schwiegersohn von Ketterer, gab Auskunft über die Einlieferer zu allen Werken, die über die Auktionskataloge nachweisbar sind. Somit konnte unter anderem eine Zeichnung von Ivo Hauptmann als verdachtsfrei eingestuft werden: Anhand einer Widmung des Künstlers auf dem Blatt wird über den direkten Vorbesitzer informiert, der das Blatt 1952 über Ketterer an das Stadtmuseum verkaufte.
Aus dem Auktionshaus von Adolf Weinmüller in München kamen insgesamt neun Objekte nach Tübingen. Nur bei einem konnte die Herkunft geklärt werden, es ist verdachtsfrei. Es handelt sich um das Gemälde „Christus am Ölberg“ von einem schwäbischen Meister, entstanden um 1490. Das Werk stammt ehemals aus der Sammlung von Dekan Dr. Johann Georg Martin Dursch (Rottweil). Es wurde seit 1926/1927 als Leihgabe von Friedrich Geiger (Neu-Ulm) im Ulmer Museum gezeigt. In den 1950er-Jahren ging es als Erbschaft zurück in Privatbesitz. Zwischen 1933 und 1945 gab es keinen Besitzerwechsel. 1954 ersteigerte Dr. Rudolf Huber das Gemälde auf der Auktion des Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller in München.