Ludwig-Krapf-Straße
Johann Ludwig Krapf (1810-1881)
benannt um 1930
Der in Derendingen geborene evangelische Missionar, Entdeckungsreisende und Sprachforscher Johann Ludwig Krapf starb 1881, also noch vor der deutschen Kolonisierung Ostafrikas. Seine Verdienste als Missionar und Afrikaforscher wurden vielfach gewürdigt. So übersetzte er etwa Teile der Bibel in verschiedene ostafrikanische Sprachen und leitete geografische Expeditionen im Gebiet des Kilimandscharo. Bis heute wird Krapf in Kenia mit einem Museum geehrt.
Die Ambivalenz der Biografie ergibt sich daraus, dass Krapf mit seiner Tätigkeit als Missionar, Übersetzer und Forschungsreisender gleichzeitig als Wegbereiter späterer Kolonisierung verstanden werden kann. Tatsächlich betätigte er sich sogar ganz konkret als Vordenker einer europäischen Landnahme, indem er ein „theoretisches Modell zur Errichtung eines ,afrikanischen Imperiums‘ in drei Etappen“ entwarf. Krapfs missionarischer Eifer lässt sich kaum von seinen politischen Ideen trennen. Seine kolonialen Visionen und seine rassistischen Reflexe fügten sich allerdings ein in ein primär christlich-humanistisch geprägtes Weltbild, das von einer ,Zivilisierungsfähigkeit‘ der Afrikaner_innen ausging.
Anders als etwa Eduard Haber war Krapf kein Repräsentant der Kolonialherrschaft. An repressiven und gewaltsamen Aktivitäten war er nicht beteiligt. Seine Kolonialfantasien legte er lediglich in seinem Tagebuch und in vereinzelten Briefen dar, sodass sie den späteren Gang der Kolonisierung kaum beeinflusst haben können. Viele der von ihm missionierten Afrikaner_innen und ihrer Nachkommen verehrten und verehren Krapf bis heute für seine Verdienste um die Christianisierung Ostafrikas.