87 Prozent Betreuungsquote: Tübingen ist Spitze im Land und im Westen
Pressemitteilung vom 22.07.2013
Große Aktion auf dem Tübinger Marktplatz: Oberbürgermeister Boris Palmer, Erster Bürgermeister Michael Lucke und Baubürgermeister Cord Soehlke und die Azubis der Stadtverwaltung lassen 1.200 Luftballons steigen.
Die Kinderbetreuung wurde in Tübingen schneller, weiter und besser ausgebaut als irgendwo sonst in Westdeutschland. So hat die Universitätsstadt den Rechtsanspruch auf einen Kleinkindbetreuungsplatz vorzeitig erfüllt. Schon 2012 konnten alle Kinder versorgt werden. Auch zum Stichtag am 1. August 2013 besteht ein Platzangebot für den gemeldeten Bedarf aller Eltern. Grund genug für die Stadt, für jeden geschaffenen Platz einen Luftballon steigen zu lassen.
Die Stadt musste für diesen Erfolg außergewöhnliche Anstrengungen unternehmen, denn in keiner anderen Stadt in Westdeutschland wurde ein so hoher Bedarf gedeckt wie in Tübingen: 61 Prozent aller Kinder unter drei Jahren benötigen und bekommen einen Betreuungsplatz. Im Alter von ein bis drei Jahren sind es sogar 87 Prozent aller Kinder, die ein Betreuungsangebot haben. In Baden-Württemberg gibt es zwar weitere Städte mit einem hohen Bedarf an Kleinkindbetreuung, aber schon das zweitplatzierte Heidelberg folgt laut statistischem Landesamt mit 40,4 Prozent Betreuungsquote mit einem großen Abstand.
Die größte Herausforderung für Tübingen war angesichts der großen Nachfrage die Finanzierung. Die jährlichen Ausgaben für Kinderbetreuung wurden von 17 Millionen Euro im Jahr 2006 auf aktuell 32 Millionen Euro im Jahr 2013 fast verdoppelt. Die Zahl der Kleinkindbetreuungsplätze von 377 zu Beginn des Jahres 2006 hat sich auf 1.170 im Jahr 2013 etwa verdreifacht, die Quote von 20 auf 60 Prozent gesteigert.
Dieses landesweit höchste Ausbautempo wurde auch in den Jahren der Haushaltskrise 2009/10 unbeirrt weiter geführt. Oberbürgermeister Boris Palmer sieht daher einen großen politischen Konsens als wichtigsten Erfolgsfaktor: „In Gemeinderat und Verwaltung waren wir uns über sechs Jahre und auch in schlimmer Finanznot vollkommen einig, dass die Kinderbetreuung finanziell Vorrang vor allen anderen Aufgaben hat.“
Tübingen bietet den Eltern heute eine außergewöhnlich breite Auswahl an Einrichtungen an, die von der Stadt, den Kirchen und einer Vielzahl von Initiativen getragen werden. Mehr als die Hälfte der neuen Plätze sind bei freien Trägern entstanden, viele davon aus Elterninitiativen. Erster Bürgermeister Michael Lucke: „Die Stadt alleine hätte die Ausbauaufgabe nicht bewältigen können. Das große Engagement und die Zusammenarbeit aller Träger hat den Erfolg in Qualität und Quantität erst ermöglicht.“
Eine weitere Besonderheit ist der große Anteil an Ganztagsbetreuungsplätzen über alle Altersstufen hinweg. Rund die Hälfte der Kleinkindbetreuungsplätze und ab September 47 Prozent der Kindergartenplätze sind Ganztagesplätze. Diesen Umbau hat die Verwaltung parallel zum Ausbau gestemmt, in dem Halbtagesbetreuungsplätze abgebaut und durch Ganztagesplätze ersetzt werden. Hierfür wurden in großer Zahl Betreuungskräfte eingestellt und Einrichtungen umgebaut, um Schlafplätze und Mahlzeiten zu ermöglichen.
Auch für die Bauverwaltung war das Ausbauprogramm ein Kraftakt. Seit 2006 wurden neun neue Kinderhäuser gebaut, darunter so große Einrichtungen wie die Kindervilla in der Mathildenstraße (60 Plätze), drei neue Kinderhäuser in Hirschau mit 140 Plätzen oder das Kinderhaus Weststadt mit 100 Plätzen. Hierfür wurden über zehn Millionen Euro investiert. Baubürgermeister Cord Soehlke bedankt sich bei der Fachabteilung Hochbau für äußerst flexible Reaktionen: „Besonders die vielen kleinen Umbaumaßnahmen zur Deckung des jeweils kurzfristig eintretenden Bedarfs im Folgejahr haben uns alles abverlangt. Wir sind stolz, dass es immer geklappt hat und die Kinder rechtzeitig einziehen konnten.“
In der Summe sieht OB Palmer den Erfolg Tübingens wesentlich durch die folgenden Faktoren bestimmt: „Am Anfang stand bei uns eine riesige Nachfrage und die Bereitschaft in Gesellschaft, Gemeinderat und Verwaltung, finanziell alles nur Machbare für die Kinderbetreuung zu tun. Durch viele engagierte freie Träger und Bündelung der Kräfte konnten wir ein maximales Ausbautempo erreichen. Große Flexibilität in der Bauverwaltung hat die notwendigen räumlichen Voraussetzungen geschaffen. Die Sozialverwaltung hat mit organisatorischem Geschick die Umwidmung bestehender Plätze in den Ganztagesbereich geschafft und ständig gut qualifiziertes Personal rekrutiert, als andere Städte noch zugewartet haben. So konnten wir die Herausforderung meistern, allen Kindern den erforderlichen Betreuungsplatz zu verschaffen.“
Für die Sicherung des Erfolges ist jedoch vor allem das Land Baden-Württemberg verantwortlich. Die Zuschüsse zur Finanzierung der Kleinkindbetreuung haben sich durch Grün-Rot fast verdreifacht und sind heute sechs Millionen Euro höher als noch vor zwei Jahren. Nur so kann Tübingen sich die im Landesvergleich einmalig hohen Kosten für Kinderbetreuung auch leisten.
Hinweis für die Presse:
Bilder von der Aktion finden Sie unter www.tuebingen.de/presse zum Download für Ihre Berichterstattung
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen