Viele Hinweise aus der Bevölkerung, aber noch keine Lösung: Wozu diente der Stahlgussblock?
Pressemitteilung vom 16.08.2013
Ein Fundstück aus dem Rathauskeller wirft weiter Fragen auf. Welche Funktion hatte der Block aus Stahlguss, der im Juli als besonderes Objekt in der Straßenvitrine des Stadtmuseums neben der Eingangstür zu sehen war? Damit das rätselhafte Objekt nicht für alle Zeiten unbenannt in den Beständen des Stadtmuseums bleibt, wurde die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Rund 20 Hinweise und Vermutungen um Herkunft, Nutzung und Entstehungsjahr des Stahlgussblocks erreichten das Stadtmuseum telefonisch und per E-Mail.
Die Hinweise aus der Bevölkerung waren ebenso vielfältig wie kreativ. Vorgeschlagen wurden unter anderem eine Anleinmöglichkeit für Hunde oder Pferde, eine Absperrvorrichtung in Verbindung mit einer Kette, ein Stöpsel für Abwasserschächte oder eine Anbindemöglichkeit für Stocherkähne am Neckarufer. Außerdem wurde vermutet, der Stahlgussblock diente als Gewicht bei sogenannten „Wasserproben“, bei denen der Hexerei angeklagte Frauen im Wasser versenkt wurden, um zu prüfen, ob sie vom reinen Element abgestoßen würden oder ehrbar untergehen. Gemutmaßt wurde auch, ob der Block bei Hexenverhören zur Folterung eingesetzt wurde.
Am plausibelsten erschien zunächst die Annahme, das unbekannte Objekt sei ein Gewicht für die astronomische Uhr im Rathaus – ein sogenanntes Uhrgewicht. Nachfragen bei der für die Uhr zuständigen Firma, bei Uhrmuseen und in Fachkreisen zeigten jedoch, dass es sich bei dem Block nicht um ein Uhrengewicht handelt, da die Form völlig unüblich für solche Gewichte sei.
Gefunden wurde der mit Blei ausgegossene, 50 Kilogramm schwere und 28 Zentimeter hohe Block im vergangenen Jahr im Rathauskeller, der wegen der dortigen Sanierung ausgeräumt wurde. Die ursprüngliche Funktion, das Entstehungsjahr und der Aufstellungsort waren unbekannt.
Das Alter des Objekts konnte aufgrund der Herstellungsweise des Stahlgusses auf etwa 1890 datiert werden. Der Block diente, dies ist auch nach Einschätzungen eines Bauhistorikers relativ sicher, als Gewicht. Ob es sich hierbei um ein Gegengewicht eines Lastenaufzugs, einer Zugbrücke, einer Falltüre oder einer Waage handelt konnte nicht abschließend geklärt werden.
Hinweis für die Presse: Ein Bild des Stahlgussblocks finden Sie in Druckqualität im Downloadbereich unter www.tuebingen.de/pressebilder.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen