Biografie Josephine Lang
Josephine Lang (geboren 1815 in München; gestorben 1880 in Tübingen) wird in einen musikalischen Haushalt hineingeboren, beginnt früh zu komponieren und kann erste Veröffentlichungen ihrer Liedkompositionen erwirken. Sie erregt die Aufmerksamkeit und Anerkennung unter anderem von Felix Mendelssohn und seiner Schwester Fanny, die in den Briefen an ihren Bruder die Lieder Langs begeistert lobt. Felix Mendelssohn unterrichtet Lang in München und lädt sie zum Studium nach Berlin ein. Langs Vater verwehrt seiner Tochter jedoch dieses Studium.
1842 heiratet Josephine Lang den Rechtsgelehrten und Dichter Christian Reinhold Köstlin und folgt ihm nach Tübingen. Der Salon der Villa Köstlin in Tübingen entwickelt sich rasch zu einem kulturellen Zentrum: Hier treffen sich zu Dichterlesungen und musikalischen Soireen Berthold Auerbach, Immanuel Faißt, Karl Gerok, Hermann Kurz, Karl Mayer, Gustav Schwab, Friedrich Silcher, Ludwig Uhland und Ottilie Wildermuth, und 1852 kommt Emanuel Geibel zu Besuch.
Doch die enormen familiären Belastungen als sechsfache Mutter sowie gesundheitliche Probleme halten Josephine Lang immer wieder vom Komponieren ab. Die lange Krankheit und der frühe Tod ihres Mannes stürzen sie und ihre Familie in existenzielle Nöte. Erst spät bessert sich ihre Situation ein wenig – auch durch die Unterstützung von Freundinnen und Freunden wie Clara Schumann und Ferdinand Hiller.
Als Josephine Caroline Lang 1880 in Tübingen stirbt, hat sie außer ihrem Mann bereits drei ihrer Kinder überlebt. Ihr Grab auf dem Tübinger Stadtfriedhof und die Villa Köstlin sind erhalten. An der Villa erinnert eine 2016 angebrachte Tafel an sie und ihren Mann.
Langs Sohn Heinrich Adolf Köstlin ordnet den Nachlass seiner Mutter, erwirkt die posthume Herausgabe weiterer ihrer Kompositionen und erlangt selbst als Theologe, Musikschriftsteller und Musikphilosoph Anerkennung für seine Verdienste um das südwestdeutsche Kirchenchorwesen.
Ihre Tochter Maria Regina Köstlin, verheiratete Fellinger, wirkt als Malerin, Bildhauerin und Fotografin in Wien, ist unter anderem mit Johannes Brahms befreundet und pflegt über Jahrzehnte Briefkontakt mit der Komponistin, Pianistin und Freundin der Familie Clara Schumann.
Josephine Lang und ihr kompositorisches Werk sind jedoch bald nach ihrem Tod weitestgehend vergessen, rund die Hälfte ihrer Kompositionen ist bis heute ungedruckt.