Objekt des Monats im Stadtmuseum: Hungertaler von 1817
Pressemitteilung vom 01.08.2017
Das Stadtmuseum zeigt im August 2017 in seiner Außenvitrine einen sogenannten Hungertaler aus dem Jahr 1817. Dabei handelt es sich um eine Dosenmedaille, die in Text und Bildern an die Ernteeinbußen des Jahres 1816 erinnert.
„Fürchterlich waren die Verheerungen, welche im Jahr 1816 der Hagelschlag verbreitete. Jammern standen Tausende, wie hier der Landmann mit seinem Weibe und seinem Knaben, vor den zerschlagenen Saaten, und vor den, durch den wilden Sturm, zerschmetterten Bäumen.“
So beginnt die erste Seite des Hungertalers, der an das „Jahr ohne Sommer“ erinnert. Der Taler ist wie ein Medaillon aufklappbar. Im Inneren verbirgt sich ein Leporello, das Szenen der verheerenden Zerstörung durch Stürme und Kälte sowie eine Teuerungstafel mit steigenden Preisen für Lebensmittel im Miniaturformat zeigt. Zwischen den szenischen Darstellungen geben beschriebene Seiten Auskunft über die Not der Menschen.
Grund für die Naturkatastrophe war der Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1815. Durch die aufsteigende Asche sank die Temperatur im darauffolgenden Jahr weltweit um ein bis zwei Grad Celsius, was sich in Europa durch starke Regenschauer und Schneefall im Hochsommer auswirkte. Missernten und Hungernöte folgten.
1817 besserte sich die Lage durch ein milderes Klima. Die Rückseite des Hungertalers zeigt Szenen einer reichen Ernte und berichtet vom Ende der Not für Mensch und Vieh: „Die Einfuhr des ersten Erntewagens feyerten in diesem Jahre die Bewohner der Städte und Dörfer mit nameloser Wonne. Die Ermahnungen würdiger Geistlicher stimmten die Menschen zum Vertrauen auf Gottes herrliche Fürsehung. Überall erscholl aus bewegter Seele: Nun danket alle Gott!“
Die Folgen des Hungers und der Teuerung hielten jedoch an und führten zu einer großen Auswanderungswelle aus Europa nach Amerika und in den Kaukasus. Auch heute kann es durch Stürme und späten Frost zu Ernteausfällen und Schäden für die Landwirtschaft kommen. Dank importierter Lebensmittel und dem breiten Angebot in Supermärkten ist dies hierzulange aber keine lebensbedrohliche Katastrophe für den Verbraucher mehr.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen