Kanzelvorträge
Drei Bände mit Kanzelvorträgen, die in der Notre-Dame-Kirche zu Paris gehalten und 1846 in Tübingen als Übersetzung erschienen, befanden sich einst in Besitz des bekannten Geistlichen August Ruf. Das Stadtmuseum hat die Bände 1988 vom Antiquariat Wilfried Melchior erworben. Die Bände waren bereits unter der Signatur „Co 1/123“ inventarisiert und sind von einem Vikar beschriftet worden, der sich im Jahr 1853 in Abhalter befand.
Ein späterer Eintrag stammt vom 31.VIII.94 (vermutlich Ende August 1894, eventuell auch 1899) von einem Vikar Ruf in Radolfzell. Hierbei handelt sich wohl um August Ruf, der als Seelsorger und Vikar in Radolfzell tätig war und im Nationalsozialismus unter Repressionen litt, weil er sich sozial und politisch engagierte. 1942 half er einer Jüdin über die Grenze, was ihn ins Gefängnis brachte. Am 11. November 2004 wurde August Ruf in das Verzeichnis der „Gerechten unter den Völkern“ der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem aufgenommen. Sein Nachlass befindet sich heute im Stadtarchiv Singen. Der Verbleib der Bibliothek ist unbekannt. Es besteht ein Verdachtsmoment, da der Verbleib der Bücher in der Zeit des Nationalsozialismus unbekannt ist. Ein erhärteter Verdacht ergibt sich durch den Namen des Vikars Ruf sowie seine historische Implikation als Verfechter christlich-katholischer Ideale und als Opfer der Nationalsozialisten.