Baumfällungen
Viele Tübinger könne sich einen besseren und schöneren Europaplatz vorstellen als jetzt. Aber ich war schockiert, als ich aus meinem Bekanntenkreis heute hörte, dass es im Zusammenhang mit der Neugestaltung Europaplatz statt 38 nun aber über 100 (!) Baumfällungen geben soll. Entspricht diese Information der Wahrheit? Wenn ja, warum waren die Bürger von dieser höchst einschneidenden Maßnahme nicht schon sehr viel früher informiert? Abstimmungen wären dann vielleicht anders ausgefallen. 38 oder 100 ist schon ein Unterschied. Der Europaplatz soll besser und schöner werden. Wie ist das mit 100 gefällten Bäumen auf bzw. im Umfeld des Platzes überhaupt vorstellbar? Können Sie zu dieser ungeheuren Maßnahme Stellung nehmen?
Unsere Antwort:
Die Überlegungen für den Europaplatz laufen seit fast 30 Jahren. Dabei gab es immer wieder Pausen, auch weil das Projekt so komplex ist und es viele ungelöste Fragen gab. 2015 wurde das Grundkonzept beschlossen, auf dessen Basis die aktuelle Planung erarbeitet wurde. Bereits damals war absehbar, dass mit der Umgestaltung auf der Fläche des heutigen ZOB alle Bäume entfallen werden. Die angrenzenden Flächen im Anlagenpark sahen auf den Plänen zwar schön grün aus, doch auch hier war absehbar, dass es zu Eingriffen kommt.
Im Zuge der Konkretisierung der Planung, die vom Gemeinderat 2017 auf den Weg gebracht wurde, konnten nun erstmals konkrete Zahlen bei den Bäumen ermittelt und dargestellt werden. Zu einem früheren Zeitpunkt war das nicht möglich, denn die funktionalen Anforderungen an den ÖPNV, das Parken (hier vor allem die Radparkierung) und die neuen Radwege haben sich ebenfalls erst in den letzten zwei Jahren konkretisiert. Und ohne entsprechend konkrete Planungen lässt sich keine Bilanz für Eingriffe machen.
Maßgabe für die Planung war, die Eingriffe möglichst gering zu halten und wenn Eingriffe erfolgen müssen, diese mindestens auszugleichen. So wird der größte Teil der Platanen vor der ehemaligen Expressguthalle erhalten und vor dem Bahnhof wird ein Baumhain entstehen. Heute sind die Flächen weitgehend asphaltiert. Weiterhin werden alle Neupflanzungen so erfolgen, dass sie den sich weiter ändernden stadtklimatischen Erfordernissen gewachsen sein werden. Wir empfehlen hierzu den Artikel im Schwäbischen Tagblatt vom 7. Oktober 2019 zum Baumsterben in den städtischen Parks und Stadträumen, der die dramatische Situation zeigt.
Den Park werden wir ökologisch aufwerten, denn der schöne Baumbestand täuscht an vielen Stellen darüber weg, dass es beim Anlagenpark Handlungsbedarf gibt. Vorausgegangen sind umfangreiche Bewertungen des Zustands der Bäume und artenschutzrechtliche Bewertungen, beispielsweise für Käfer, Vögel und Fledermäuse.
In der Bilanz werden wir auf dem Areal des heutigen ZOB 32 Bäume fällen müssen. Nicht alle auf einmal, sondern sukzessive nach Baufortschritt. Dazu kommen 66 Fällungen im Randbereich zwischen ZOB bzw. Europastraße und Park. Diese Fällungen sind leider unumgänglich für die Radinfrastruktur. In den Kernbereich des Parks wollen wir nicht eingreifen, sondern ihn schützen und für die Zukunft ertüchtigen. Neu pflanzen werden wir auf dem ZOB 59 Bäume und im Park 87. Weitere 30 Bäume können dazukommen, wenn der See mit umgestaltet wird.
Hierüber haben wir den Gemeinderat und damit die Öffentlichkeit zum frühestmöglichen Zeitpunkt informiert, nämlich als die Konsequenzen hinreichend genau absehbar waren. In der Vorlage 268/2019 können Sie sich über die Gesamtplanung informieren. Sie finden die Vorlage und auch die dazugehörige Präsentation im Ratsinformationssystem.