Biografie Emilie Mayer
Das Leben von Emilie Mayer (geboren 1812 in Friedland, Mecklenburg; gestorben 1883 in Berlin) schien familiär vorgezeichnet: Als älteste unverheiratete Tochter eines wohlhabenden Apothekers war zu erwarten, dass sie ihren Vater im Alter pflegen sollte. Sein Selbstmord im Jahr 1840 bedeutete die entscheidende Wende in Mayers Leben. Familiär wie finanziell unabhängig, begibt sie sich nach Stettin, um bei Carl Loewe Komposition zu studieren: Schon bald bringt sie erste Werke zur Aufführung. Zum Ende ihrer Studienzeit bei Loewe entstehen ihre ersten beiden Sinfonien.
1847 zieht Mayer nach Berlin, setzt dort ihre Studien bei Adolph Bernhard Marx und Wilhelm Wieprecht fort und gibt viele private und öffentliche Konzerte, teilweise mit beachtlichem Erfolg: Emilie Mayer erfährt Ehrungen, die vor ihr noch keiner komponierenden Frau zuteilwurden. In München wird sie zum Ehrenmitglied der Philharmonischen Gesellschaft ernannt. Sie ist Mitvorsteherin der Opernakademie Berlin und erhält von Königin Elisabeth von Preußen einen Orden für ihre musikalischen Verdienste.
Als sie 1883 stirbt, hinterlässt sie neben einigen Liedern und Klavierstücken vor allem Werke solcher „großen“ Gattungen, deren Komposition man Frauen im 19. Jahrhundert allgemein nicht zugetraut hat: eine Oper, ein Klavierkonzert, acht große Sinfonien, zahlreiche Orchesterouvertüren und Kammermusikwerke. Vieles davon kann sie schon zu Lebzeiten erfolgreich zur Aufführung bringen.
Dennoch fällt sie bald nach ihrem Tod in Vergessenheit. Ähnlich wie Josephine Lang fehlt ihr ein nachhaltiges Netzwerk von Unterstützer_innen, vor allem Schüler_innen, die ihre Kompositionen über ihren Tod hinaus hätten propagieren und dauerhaft in den Konzertprogrammen etablieren können – erst recht gegen die anhaltenden Widerstände gegenüber Komponistinnen im Musikbetrieb des 19. Jahrhunderts.