Zitatesammlung zu Komponistinnen
„mulier tace(a)t in ecclesia“, lat. „Die Frau schweige in der Versammlung“
(Bibel, 1. Korinther 14,34)
„Wenn Frauenzimmer für gewisse Wissenschaften und Künste entschieden zu großes Genie besitzen, darf man dieses Genie seinem Fluge überlassen oder ist es nicht vielmehr Pflicht, ihm die Flügel zu verschneiden? [...] so halte ich es für die Pflicht des Erziehers, das aufstrebende Genie des Mädchens zurückzudrängen, und auf alle Weise zu verhindern, daß es selbst die Größe seiner Anlagen nicht bemerke.“
(Heydenreich, Karl Heinrich: Der Privaterzieher in Familien wie er seyn soll. 2 Bände. Leipzig 1800/01)
„Die Musik wird für ihn vielleicht Beruf, während sie für Dich stets nur Zierde, niemals Grundbaß Deines Seins und Tuns werden kann und soll; [...]. Beharre in dieser Gesinnung und diesem Betragen, sie sind weiblich, und nur das Weibliche ziert die Frauen.“
(Abraham Mendelssohn 1820 an seine Tochter Fanny Mendelssohn)
„Ich tröste mich immer damit, dass ich ja ein Frauenzimmer bin, und die sind nicht zum componieren geboren.“
(Clara Wieck an Robert Schumann, 1838)
„Komponiert habe ich in diesem Winter rein gar nichts. Wie einem zu Muth ist, der ein Lied machen will, weiß ich gar nicht mehr […] Was ist übrigens daran gelegen? Kräht ja doch kein Hahn danach und tanzt niemand nach meiner Pfeife.“
(Fanny Hensel 1841)
„Die hat nun die Gabe, Lieder zu komponieren, und zu singen, wie ich nie etwas gehört habe, es ist die vollkommenste musikalische Freude.“
(Felix Mendelssohn über Josephine Lang, 1833)
„[…] spiele ich es durch, finde […] die Lieder der Lang, die mir so gut gefallen, daß ich sie spiele u. wieder spiele, u. mich nicht davon trennen kann, u. sie endlich bei Seite lege, um sie zu behalten, den ganzen Tag habe ich besonders das eine Altlied gesungen u. allen Leuten davon erzählt […]. Die Sachen sind so recht musikalisch in tiefster Seele, die Modulationen oft so sinnreich u. eigen, daß ich große Freude daran habe. Wenn ich sie in München kennengelernt hätte wie du, würde ich ihr gewiss schreiben, um ihr das auszusprechen.“ (Fanny Hensel an Felix Mendelssohn 1841)
„Die Künstlerin Josephine Lang verschwand vor der Frau Professorin, ja, die Tonkunst mußte vielfach der Kochkunst weichen.“
(Ferdinand Hiller: „Aus dem Tonleben“ 1868-1871)
„Reproductives Genie kann dem schönen Geschlecht zugesprochen werden, wie productives ihm unbedingt abzuerkennen ist [...] eine Componistin wird es niemals geben, nur eine verdruckte Copistin. […] Ich glaube nicht an das Femininum des Begriffs: „Schöpfer“. In den Tod verhaßt ist mir ferner alles, was nach Frauenemancipation schmeckt.“ (Hans von Bülow)
„Es wird erst dann eine große Komponistin geben, wenn der erste Mann ein Kind zur Welt gebracht hat.“
(Johannes Brahms)
„Das Weib ist in der Kunst vorwiegend homophon angelegt. — Beethoven war eine zu rein männliche Natur, als daß ein Weib ihn erschöpfend wiederzubeleben vermöchte. Chopin zum Theil und Mendelssohn besonders finden hingegen eine weit befriedigendere Wiedergabe durch Frauenhand, da in ihnen die männliche Natur nicht vorwiegend zu Tage tritt. Finden wir also die Reproducirungs-Fähigkeit schon eng begrenzt, so ist die Frau vollständig unfähig zur Direktion und Einstudierung größerer Chor- oder Orchesterwerke. — Kommen wir nun gar auf die Produktion in der Musik, sowohl was die Komposition musikalischer Werke als auch die Koncipirung und Abfassung tieferer theoretischer Abhandlungen über die Musik-Wissenschaft anlangt, so ist und bleibt die Frau unfruchtbar, oder aber die Kunst selbst wird durch sie verweiblicht. Und es scheint fast, als ob diese Verweiblichung der Tonkunst wirklich von statten gehen soll. Denn, Gott sei‘s geklagt, unsere Musikschulen bringen in neuester Zeit auch Komponistinnen hervor.“
(Egon Lünnig, Über die Reform der Musik-Schulen, in: Allgemeine Deutsche Musik-Zeitung, Berlin, 11.10.1878 und 18.10.1878.)
„Die Historiker und alle, welche mir überhaupt Beachtung schenken wollen, können aus dieser Sammlung meiner Werke ja dann über mein Schaffen urteilen und sie werden dies gewiß unparteiischer und gerechter tun, als meine Zeitgenossen, die so gerne auf andere als ihre eigenen Werke herabsehen! Sollte eine oder die andere meiner Kompositionen wert sein, späteren Generationen noch zu gefallen, so habe ich nicht umsonst geschrieben. Mehr Anerkennung als ich verdiene, habe ich mir niemals gewünscht!“
(Luise Adolpha le Beau: „Lebenserinnerungen einer Komponistin“ 1910)
„Zwei unbedeutende Kapellmeister, die selbst komponierten, hatten mein Werk abgeurteilt und nun sagte man der Großherzogin: „Man wolle mir eine Enttäuschung ersparen!“ Wirklich sehr rücksichtsvoll! Wenn man bedenkt, daß in Karlsruhe seit Jahr und Tag mit fast einziger Ausnahme von Kloses „Ilsebill“ jährlich mehrere neue Opern aufgeführt wurden, die alle kaum drei Vorstellungen erlebten, so fragt man sich doch, wie es kommen mag, daß jenen Komponisten und sogar einer (wie man sagt reichen) englischen Komponistin diese Enttäuschungen nicht erspart wurden, während man gerade mir, dem badischen Landeskind, diese „Rücksicht“ zuteil werden ließ?!“
(Luise Adolpha le Beau: „Lebenserinnerungen einer Komponistin“ 1910)
„Fräulein Lili Boulanger hat soeben […] über alle ihre männlichen Konkurrenten gesiegt […] und den großen Preis mit einer Überlegenheit, Leichtigkeit und Geschwindigkeit davongetragen, die die anderen Kandidaten ernstlich verstören musste […].“
(Émile Vuillermoz: Musica, Ausg. August 1913 anlässlich der Verleihung des Rom-Preises an die Komponistin Lili Boulanger)
„The exact worth of my music will probably not be known till naught remains of the writer but sexless dots and lines on ruled paper.“
(„Der genaue Wert meiner Musik wird wahrscheinlich erst dann erkannt werden, wenn nichts von mir übriggeblieben ist als geschlechtslose Punkte und Striche auf liniertem Papier.“; Ethel Smyth, 1928)